„Menschen atmen, Wände nicht“
Schimmel in der Wohnung droht, wenn die Oberflächentemperatur sinkt oder sich lokale Feuchtepunkte bilden. Am effizientesten erhöht sich die Temperatur durch eine Dämmung – wo eine Außendämmung nicht möglich ist, gegebenenfalls durch ein Innendämmsystem. „Bei Wänden mit Außendämmung gleichen sich die Innenwand- und die Raumtemperatur in etwa an, im Raum wird es gleichmäßig warm und es gibt keinen unangenehmen Zug, Schimmel und Schwitzwasser haben keine Chance“, erklärt Ewald Rauter, Leitung Produktmanagement der Sto Ges.m.b.H. Und weiter: „Bei gedämmten Wänden gibt es im Winter kein Kondenswasser und im Sommer heizen sich die Räume nicht übermäßig auf.“ Beim Thema der richtigen Dämmstoffwahl sei zu erwähnen, dass bei Sanierungsmaßnahmen unter Begleitung von Fachexperten wie Bauphysikern und Energieberatern sowie entsprechenden Simulationsrechnungen Schimmelbildung im Vorfeld ausgeschlossen werden könne, so Rauter.
Wohlfühlklima plus Schimmelschutz
Eine fachgerecht eingesetzte Dämmung sorgt jedenfalls nicht nur für das richtige Wohlfühlklima, sondern auch für wirksamen Schimmelschutz. Dennoch ist ein beliebtes Anti-Dämmungs-Argument die angeblich erhöhte Schimmelgefahr. Dadurch, dass das Gebäude „eingepackt“ sei, würde sich Schimmel vermehren, so der Einwand. „Dabei ist genau das Gegenteil richtig, wie etwa auch die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest festgestellt hat“, betont man bei Sto. „Der Schimmelpilz liebt Orte, an denen gar nicht oder falsch gedämmt wurde.“
Auch beim Industrieverband Polyurethan-Hartschaum e. V. (IVPU) ist man damit konfrontiert, dass immer wieder behauptet wird, eine Wärmedämmung hindere die Wände am Atmen und verursache somit Schimmel. Diese Behauptung sei schlicht und einfach falsch, stellt der IVPU richtig. So habe der Bauphysiker Erwin Raisch in umfangreichen Versuchen nachweisen können, dass ein relevanter Luftaustausch durch Fugen und Ritzen von Fenstern und Türen, aber nicht durch verputzte Wände erfolgen könne. Er habe festgestellt, dass der Luftdurchgang pro Stunde durch ein einziges Schlüsselloch in einem Zimmer fünfzig Mal größer sei als durch einen Quadratmeter Außenwand. Eine gedämmte und verputzte Wand sei luft- und wasserdicht – „Menschen atmen, Wände nicht.“
Wärmebrücken vermeiden
„Je besser ein Haus gedämmt ist, desto höher die Oberflächentemperatur an der Innenseite der Außenwände und umso geringer die Gefahr von Schimmelbildung“, weiß auch Christian Mariacher, Steinbacher Dämmstoff GmbH. „Bei korrekter Verarbeitung ohne Wärmebrücken sind damit die Dämmstoffe EPS und PU aus unserem Steinbacher-Sortiment beide hochwirksam gegen Schimmelbildung.“
Die physikalische Erklärung dazu von der GPH (Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum): Warme Luft kann weit mehr Wasser aufnehmen als kalte. Beispielsweise enthält Luft mit 20 Grad Celsius und 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit ebenso viel Gramm pro Kubikmeter Wasserdampf wie Luft mit 15 Grad Celsius und 80 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Da Außenwände und Fensteroberflächen immer etwas kälter sind, wird warme Raumluft an diesen Stellen herabgekühlt, dadurch erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit. Schlecht gedämmte Häuser sind daher schimmelgefährdet. Die Feuchtigkeitsabfuhr aus Räumen ist durch eine ausreichende Luftwechselrate sicher zu stellen. Sie erfolgt durch konventionelle Fensterlüftung (Stoßlüftung) oder durch kontrollierte Wohnraumlüftung (mit Wärmerückgewinnung).
„Gut gedämmte Häuser bieten höchste Behaglichkeit für ihre Bewohner. Die Oberflächentemperatur der Außenwände weist annähernd Innenraumtemperatur auf, selbst wenn es draußen sehr kalt ist“, so das Fazit der GPH. „In jedem Fall sind Wärmebrücken sowohl bei der Planung als auch bei der Verarbeitung der Materialien zu vermeiden“, betont Stefan Hollaus, Austrotherm GmbH. Wobei für die Wärmedämmverbundsysteme die Verarbeitungsrichtlinie der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme heranzuziehen ist.
Der Taupunkt ist entscheidend
Hat die Wahl des Dämmstoffs eine Relevanz für Schimmelanfälligkeit? An sich nicht, sagt Mathias Hanke, Leitung Produktmanagement bei Baumit. Entscheidend sei der so genannte Taupunkt, der „möglichst weit draußen“ liegen müsse. Es könnte natürlich kritisch sein, wenn man nur 4 bis 6 Centimeter Dämmstoff aufbringe – „dann könnte es einen Unterschied machen, ob man einen diffusionsoffeneren oder einen nicht so diffusionsoffenen Dämmstoff anbringt“, aber man habe heute ausreichend hohe Dämmdicken: „Mittlerweile ist die durchschnittliche Dämmstoffdicke in Österreich bei 14 Centimeter, wobei in diese mittlere Dicke alles hineinspielt – die 12 Centimeter aus der thermischen Sanierung, weil vielleicht wegen Baufluchtlinien, Dachvorsprung etc. nicht dicker gedämmt werden kann, sowie auch die höheren Dämmdicken, wie wir sie im Neubau haben, die, regional unterschiedlich, irgendwo zwischen 20 und 29 Centimeter liegt.“ Somit sei das Thema des Schimmels im Zusammenhang mit der Dämmung nicht gegeben, im Gegenteil: „Jede Dämmmaßnahme, wenn das Nutzerverhalten entsprechend angepasst wird, hilft der Schimmelvermeidung. Wenn man kalte Oberflächen vermeidet, hat man auch das Schimmelproblem vermieden. Warum Schimmel im Zusammenhang mit thermischer Sanierung entsteht, ist eher ein Nutzungsthema als ein bauphysikalisches Thema.“
Baumit bietet alle Dämmstoffe an, von Polystyrol bis zur Holzweichfaserplatte. Schon seit dem Jahr 1999 bringt der Spezialist für Bau und Renovierung die „Baumit FassadenPlatte open air“ auf den Markt, die den Wasserdampfwiderstand deutlich reduziert. „Luft ist der natürlichste Dämmstoff der Welt“, so Produktmanager Hanke, „deshalb nehmen wir bei Baumit möglichst viel davon – konkret 99 Prozent, um mit Baumit open air atmungsaktiv zu dämmen und Energie zu sparen.“ Und auch, um vielen Bewohnern die Angst vor dem Polystyrol zu nehmen.
Thema Atmungsaktivität
Wer Mineralwolle bevorzuge, müsse bedenken, dass diese erheblich teuer sei. Deshalb biete man mit Baumit open air eine Lösung an, die das Thema Atmungsaktivität bespiele und trotzdem eine wirtschaftlich angemessene Wärmedämmung darstelle. Und man müsse auch immer wieder betonen, dass das oft so geächtete Polystyrol der ökologischste Dämmstoff sei – mit einem sehr geringen Materialeinsatz in der Herstellung: „15 Kilogramm auf einen Kubikmeter Dämmstoff. Bei Mineralwolle haben wir 100 Kilogramm, bei Holzweichfaserplatten 120 Kilogramm. Man hat auch einen sehr geringen Energieeinsatz bei der Produktion, weil die Polystyrol-Kügelchen mit Wasserdampf versteift werden, sprich: man braucht nicht wie bei der Mineralwolle auf 1700 Grad erhitzen.“ Und man habe bei einem maximalen Lieferradius dieses Dämmstoffs von bis zu 150 Kilometer in der Regel auch sehr kurze Transportwege. Darüber hinaus mache es keinen Sinn mehr, „Luft durch die Gegend zu führen.“