Stotternde Wohnbauprojekte-Pipeline

Niederösterreich
02.10.2024

Von: Redaktion OIZ
Auch in Niederösterreich bricht die Anzahl der fertiggestellten Wohneinheiten massiv ein. Ein noch akuteres Problem ist die Behebung der Hochwasserschäden. Für Kredite für die Instandsetzung von Hauptwohnsitzen wird die KIM-V nicht angewendet.

gefluteter Bahnhof Tullnerfeld
Ein Bundesland im Würgegriff der Hochwasserkatastrophe: Blick auf den gefluteten Bahnhof Tullnerfeld.

Niederösterreich ist jenes Bundesland, das am meisten unter dem massiven Hochwasser Mitte September 2024 zu leiden hatte und hat. Am 15. des Monats erklärte die Landesregierung ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet. In mehreren Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, Bewohner mussten aus ihren Häusern evakuiert werden. Die dramatischen Bilder haben sich eingeprägt. Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Niederösterreich, ist bestürzt: „Es ist unglaublich bedrückend, trotz der unglaublichen Hilfe der Einsatzkräfte, wenn man durch die Ortschaften fährt und die Schäden an allen Ecken sieht.“

Vor diesem Hintergrund verlautbarte die Finanzmarktaufsicht (FMA) am 19. September 2024, dass Kredite für die Instandsetzung, die ausschließlich der Wiederherstellung der Bewohnbarkeit des eigenen Hauptwohnsitzes dienen, nicht in den Anwendungsbereich KIM-V fallen. „Bei aller Dankbarkeit für das Mitgefühl und den Versuch zu helfen, aber hier fehlt es wieder am Blick für das Große und Ganze. Wenn wir bedenken, wie viele Probleme die KIM-V verursacht, ist das zwar wohlgemeint, kann aber auch zynisch betrachtet werden“, relativiert Wild.

Mann in dunkelblauem Anzug
Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Niederösterreich: „Wir brauchen dringend Rahmenbedingungen, um den gewerblichen Wohnbau wieder anzukurbeln und Anreize für Sanierungen im Bestand.“

2025 nur mehr 3.300 Fertigstellungen

Zu aktuellen Marktzahlen des Bundeslandes: Laut der von Exploreal im Auftrag des Fachverbands kürzlich veröffentlichten Analyse „Wohnbauprojekte in der Pipeline – Niederösterreich (Q2/2024)“ werden im Bundesland heuer etwa 6.200 neue Wohneinheiten fertiggestellt. Diese Zahl reicht beinahe jene des Vorjahres heran. Doch 2025 steht ein signifikanter Rückgang auf rund 3.300 finalisierte Wohnungen ins Haus. Dieser Einbruch verschärft sich anno 2026 mit nur mehr circa 2.440 prognostizierten Einheiten weiter.

Auf die Zahlen angesprochen berichtet Wild: „Seit zwei Jahren versuchen wir intensivst, die Politik zu warnen, auf die Probleme, die auf den Wohnungsmarkt zukommen, hinzuweisen. Und wir legen Gegensteuerungsmodelle vor, die - zumindest in unserem Bereich - keinen einzigen Steuercent an unsere Branche verursachen. Es wurde viel zu wenig und viel zu spät unternommen.“ Jetzt zahlen alle dafür den Preis. Die Neubauzahlen brechen ein, Sanierungen bleiben liegen und viele Branchenunternehmen wissen nicht weiter. Der niederösterreichische Fachgruppenobmann weiter: „Die Kernaussage der Exploreal-Analyse ist, dass unsere Befürchtung Realität geworden ist. Der Immobilienmarkt wird nicht stabil bleiben. Wir brauchen dringend Rahmenbedingungen, um den gewerblichen Wohnbau wieder anzukurbeln und Anreize für Sanierungen im Bestand. Aber das predigen wir schon seit Jahren!“