Aus- und Weiterbildung

Schlüsselqualifikation KI

Anita Orthner
07.04.2025

Künstliche Intelligenz gewinnt auch in der Immobilienwirtschaft an Relevanz. Um Mehrwerte aus ihr generieren zu können, braucht es Anwendungswissen. Dieses erlernen künftige Immobilienexperten im Rahmen von akademischen Aus- und Weiterbildungen.

Um Fachkräfte auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Transformation bestmöglich vorzubereiten, ist die Integration von KI in Aus- und Weiterbildungsangebote für die Immobilienbranche von entscheidender Bedeutung. Alexandra Patloch-Kofler, Leiterin des Fachbereichs Immobilienmanagement und Masterstudiengang Immobilienmanagement FH Wiener Neustadt, betont: „Wir sind überzeugt, dass Studierende mit fundierten KI-Kenntnissen einen klaren Wettbewerbsvorteil haben.“ Aus diesem Grund legt man an der Fachhochschule Wert auf die praxisnahe Vermittlung der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI. Diese reichen laut Patloch-Kofler von Standort-/Marktanalysen über Projektplanung/-steuerung bis hin zu automatisierten Verkaufs-/Marketingstrategien, Smart-Building-Technologien und die Optimierung von Verwaltungsprozessen. Im Masterstudium Immobilienmanagement bietet die FH Wiener Neustadt zudem die Lehrveranstaltung „Immobiliendatenanalyse“ an. „Hier haben Studierende die Möglichkeit, mit umfangreichen Datensätzen zu arbeiten und mithilfe spezialisierter Programme und Tools eigenständig fundierte Analysen durchzuführen“, so die Studiengangsleiterin.

Frau in schwarzem Blazer
Alexandra Patloch-Kofler, Leiterin des Fachbereichs Immobilienmanagement und Masterstudiengang Immobilienmanagement FH Wiener Neustadt: „Wir setzen uns intensiv mit den rechtlichen und ethischen Herausforderungen sowie möglichen Risiken der KI-Nutzung auseinander.“
Credit: FHWN / Pletterbauer

Auch an der FHWien der WKW ist der Einsatz von KI ein integraler Bestandteil der Ausbildung. „Wir verankern KI-Themen gezielt in verschiedenen Modulen – von Marktanalysen über automatisierte Immobilienbewertungen bis hin zum Kundenmanagement in der Hausverwaltung. Dabei lernen die Studierenden, KI-Technologien effizient und verantwortungsbewusst einzusetzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und datenbasierte Strategien zu entwickeln. Unser Ziel ist es, sie optimal auf die fortschreitende Digitalisierung der Immobilienbranche vorzubereiten und ihre Fähigkeit zu stärken, KI-gestützte Werkzeuge reflektiert und praxisnah zu nutzen“, berichtet Carmen Dilch, Academic Expert & Lecturer im Studienbereich Real Estate Management der FHWien der WKW. Über die regulären Lehrinhalte hinaus bietet die Fachhochschule Veranstaltungen für Studierende und Absolventen an, die auf den Einsatz von KI in der Immobilienbranche ausgerichtet sind, etwa das Modul „KI-Recht für ImmobilientreuhänderInnen“. Dilch: „So stellen wir sicher, dass sie KI nicht nur als technologisches Werkzeug begreifen, sondern auch dessen rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Aspekte kritisch hinterfragen und fundiert in ihre berufliche Praxis integrieren.“

Blicke nach Krems und Kufstein

Im Zentrum für Bau- und Immobilienwirtschaft der Universität für Weiterbildung Krems integrieren die externen Vortragende aus der Praxis das Thema KI nach eigenem Ermessen, entsprechend ihrem Wissensstand sowie ihrer Praxiserfahrung in ihre Lehrinhalte. „Jeder Lehrbeauftragte ist in der Eigenverantwortung, ob und wie er in seinem Fachgebiet KI-Themen vermittelt beziehungsweise KI-Tools vorstellt und nutzt. Es gibt natürlich einzelne Fächer und Vortragende, die den Einsatz von KI-Anwendungen nicht nur nahelegen, sondern sogar ausdrücklich erfordern“, berichtet der Studienprogrammmanager Real Estate Department für Bauen und Umwelt, Rainer Altmann.

Frau in blauer Bluse und schwarzem Blazer
Carmen Dilch, Academic Expert & Lecturer im Studienbereich Real Estate Management der FHWien der WKW: „Wir verankern KI-Themen gezielt in verschiedenen Modulen – von Marktanalysen über automatisierte Immobilienbewertungen bis hin zum Kundenmanagement in der Hausverwaltung.“
Credit: Feelimage / Matern

An der Fachhochschule Kufstein wiederum wird im Fachbereich Facility Management & Immobilienwirtschaft intensiv mit KI und Machine Learning geforscht. „Wir haben beispielsweise eine Anwendung entwickelt, die es dank Mustererkennung ermöglicht, über Handyfotos den Energiebedarf eines Einfamilienhauses zu analysieren. Weiterentwickelt haben wir dies für die KI-Erkennung von unterschiedlichen Immobilienpreisen in einer Gemeinde und im städtischen Kontext“, berichtet der Studiengangsleiter Christian Huber.

 Zweischneidiges Schwert

Bei aller Begeisterung für die neuen Möglichkeiten unterstreichen alle Einrichtungen den kritischen Umgang mit der neuen Technologie. Auch bei der KI ist nicht alles Gold, was glänzt. „Auf der einen Seite besteht große Neugier, neue und erweiterte Zugänge zu akkumuliertem Wissen zu erschließen, die leicht zugänglich sind. Dennoch wird die Begeisterung getrübt durch die Befürchtung, dass der eigene Einsatz bei der Lösung einer Aufgabenstellung weitgehend minimiert wird und letztlich kaum eine aktive Auseinandersetzung mit Lerninhalten stattfindet. Im Extremfall bleibt lediglich eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit geringem Erkenntnisgewinn und fehlendem Nachvollzug“, findet Bob Martens, Lehrgangsleiter der Universitätslehrgänge Building Science and Technology und Immobilienwirtschaft & Liegenschaftsmanagement an der TU Wien.

KI kommt in den Bildungseinrichtungen schließlich nicht nur bei immobilienspezfischen Themen zum Einsatz, sie ist integrativer Teil des wissenschaftlichen Arbeitens geworden. Deshalb sind sie gefordert, den Umgang mit generativen KI-Tools – allen voran ChatGPT -umfassend zu thematisieren. „Es liegt nahe, bei Projektarbeiten die Aufgabenstellung einfach als Prompt in eine KI einzugeben, um zu sehen, was dabei herauskommt. Die generierten Textbausteine klingen oft angenehm und flüssig, jedoch kann es vorkommen, dass nicht-existente Zitate erfunden oder fragwürdige Zusammenhänge konstruiert werden“, so Martens, der ergänzt: „Es hängt auch davon ab, welchen Input Studierende bereitstellen. Gegen eine sprachliche Politur ist kaum etwas einzuwenden, ebenso wenig gegen die Korrektur von Programmier-Syntax.“

Grenzen und Möglichkeiten

Altmann vermittelt genau deshalb seine Erfahrung und die Lehren aus seinen Versuchen mit ChatGPT den Studenten: „Ich habe in der Anfangsphase einige Versuche mit ChatGPT in Bezug auf die Erstellung von Prüfungsfragen vorgenommen. Das Ergebnis war sehr ernüchternd.“ Insbesondere bei der Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten sei es wichtig, die Studenten im Umgang mit KI-Tools bestmöglich zu unterstützen, um gute Ergebnisse beispielsweise in der Recherche, Formulierung von Exposés oder der Auswertung von Fragebögen zu erzielen, betont er. Außerdem haben die KI-Tools dazu geführt, dass die Anforderungen an Masterthesen gestiegen sind: „Rechtschreibfehler oder unschöne Formulierungen werden in Zeiten von kostenloser KI-Text-Korrektur nicht mehr toleriert. Der Methodenkompetenz wird deshalb beim wissenschaftlichen Arbeiten umso mehr Aufmerksamkeit geschenkt.“

Mann mit Brille in schwarzem Sakko
Christian Huber, Studiengangsleiter für Facility Management & Immobilienwirtschaft an der FH Kufstein: „Aktuell ist die Nachfrage nach Vorträgen und Weiterbildungen in der Immobilienbranche sehr groß. Themen, die wir anbieten, reichen von KI im Facility Management über KI in der Immobilienverwertung bis hin zu KI in der Kreislaufwirtschaft.“
Credit: FH Kufstein Tirol

Um den Studenten von Anfang an leere Kilometer im Umgang mit der KI zu ersparen, werden an der FH Kufstein bereits im ersten Semester KI-Tools in den Vorlesungen genutzt, erzählt Christian Huber, Studiengangsleiter für Facility Management & Immobilienwirtschaft: „Wir zeigen den Studierenden dadurch, wo und wie diese beim wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen können, wo sie fehleranfällig sind oder es noch Unzulänglichkeiten gibt. Wir stellen die derzeitigen KI-Anwendungsmöglichkeiten und Tools vor oder lassen die Studierenden im Rahmen von Übungen selbst nach geeigneten Tools suchen und damit arbeiten. So lernen sie den Umgang damit und erkennen auch gleich, ob und wie die Tools bei konkreten Aufgaben eine Unterstützung sein können. Wichtig ist uns immer ein reflektierter Austausch mit den Studierenden in Bezug auf die Vor- und Nachteile sowie die Grenzen und Möglichkeiten der jeweiligen KI-Anwendung.“

 Regulierung notwendig

Um die Nutzung im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten zu regulieren, erstellten Bildungseinrichtungen wie die FHWien der WKW und die FH Wiener Neustadt Richtlinien. „KI bietet erhebliche Potenziale für die Forschung, erfordert jedoch einen verantwortungsvollen Einsatz, um die wissenschaftliche Integrität sowie den mit dem Verfassen einer Masterarbeit verbundenen Kompetenzerwerb zu gewährleisten“, erläutert Michael Penkler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wissenschaftsmethodik FH Wiener Neustadt. Gemäß den Richtlinien ist es beispielsweise nicht zulässig, KI-generierte Texte als Bestandteil einer Abschlussarbeit zu verwenden. Erlaubt sind unter anderem die sprachliche und stilistische Überarbeitung eigener Texte mithilfe von KI, der Einsatz von KI-gestützten Recherchetools sowie die Unterstützung bei der Datenaufbereitung und -auswertung.

Mann in grauem Sakko
Bob Martens, Lehrgangsleiter der Universitätslehrgänge Building Science and Technology und Immobilienwirtschaft & Liegenschaftsmanagement an der TU Wien: „Das immobilienwirtschaftliche Lehrangebot an der TU Wien blieb von den Entwicklungen, wie anderswo auch, nicht unbeeinflusst.“

Im Mittelpunkt der Richtlinien der FHWien der WKW steht Transparenz, sagt Dilch: „Studierende sind verpflichtet, den Einsatz von KI nachvollziehbar zu dokumentieren und Quellen entsprechend zu kennzeichnen.“ Der offene Austausch mit den Studierenden sowie Schulungsangebote für Lehrende zur Integration von KI in den Lehr- und Prüfungsbetrieb haben zum Ziel, „den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit KI zu stärken und gleichzeitig die akademische Integrität sicherzustellen“. Auch an der FH Kufstein müssen Studierende bei wissenschaftlichen Arbeiten angeben, wofür und wo im Text sie KI-Tools verwendet haben, beispielsweise für das Lektorat, die Recherche oder Ideenfindung. Bei einer inhaltlichen Unterstützung müssen die Prompts angegeben und die darauf basierenden weiterführenden eigenen Leistungen dargestellt werden.

 

KOSTENLOSE KI-KURSE FÜR MAKLER UND VERWALTER DER FACHGRUPPE NIEDERÖSTERREICH

Auch der Fachverband sowie die die Fachgruppen der Immobilien- und Vermögenstreuhänder forcieren diesbezügliche Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitglieder. „Wir setzen auf ein Kursangebot, das unsere Betriebe bestmöglich stärkt. KI ist in Unternehmen längst in der Gegenwart angekommen und bald nicht mehr wegzudenken“, so Christine Weber, Mitglied der niederösterreichischen Fachgruppe. Neben zahlreichen Angeboten, die gratis oder gegen einen geringen Kostenbeitrag für Mitglieder in Niederösterreich buchbar sind, gibt es im April und Juni ein besonderes Zuckerl. Speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse der Makler oder Hausverwalter hält der KI-Experte Lothar Lackner kostenlose Kurse, die sämtliche Themenbereiche zugeschnitten auf die jeweilige Branche abdecken. Wenn Mitglieder der Fachgruppe Niederösterreich den Anmeldelink erhalten, heißt es schnell sein. Das Kursangebot im April ist bis auf wenige Restplätze bereits ausgebucht. Bei den Zusatzterminen im Juni heißt es daher, rasch anmelden!

Generative KI für Makler: Effizienter arbeiten in vier Stunden
Dienstag, 17. Juni 2025, 9 bis 13 Uhr
Mittwoch, 18. Juni 2025, 14 bis 18 Uhr

Generative KI für Hausverwalter: Effizienter arbeiten in vier Stunden
Dienstag, 17. Juni 2025, 14 bis 18 Uhr
Mittwoch, 18. Juni 2025, 9 bis 13 Uhr

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Zum Newsletter