Mauertrockenlegung: Gründlich prüfen, dann entscheiden
Feuchtes Mauerwerk gehört zu den Dingen, die man „gerade noch gebraucht hat“. Dementsprechend erwartet sich der Eigentümer von einer Entfeuchtung, dass er mindestens zehn bis zwanzig Jahre seine Ruhe hat. Was bei fachgerechtem Eingriff auch möglich ist, „minimalinvasiv“ angefangen mit einer Feuchtigkeitsuntersuchung des Mauerwerkes. „Zum Beispiel mit Mikrowellentechnik, wo mit Sonden, die auf eine bestimmte Tiefe eingestellt sind, die Oberfläche des Mauerwerkes gitterförmig abgetastet wird. In dieser Matrizenform kann die Computersoftware daraus ein Flächenbild über die Feuchtebelastung berechnen und graphisch recht anschaulich darstellen“, erklärt Georg Schrattenecker, Ingenieurkonsulent für das Bauwesen. Das Programm generiert ein grafisches Bild für den Eigentümer, den Gutachter und den Sanierer zur einfachen Veranschaulichung dessen, was in dem Mauerwerk geschehen ist und welcher Zustand über eine mögliche Feuchtigkeitsbelastung zum Zeitpunkt der Messung vorliegt.
Horizontal- und Vertikalsperren
Minimalinvasiv bedeutet einerseits also die Methodik der Feuchtigkeitsuntersuchung des Mauerwerkes. Hingegen gilt als eine nicht minimalinvasive Sanierungsmethode zum Beispiel die „Horizontalsperre“, die durch Einschneiden in das Mauerwerk und das Einbringen einer dichten Schicht, meistens mit bituminösen Bahnen, hergestellt wird. Mit zementösen Mörteln wird dann der übrige Hohlraum in der Schnittfuge ausgefüllt, damit sich das Mauerwerk dabei nicht setzt. Eine „Vertikalsperre“ wiederum kann mit einem flächig angeordneten Bohrmuster und Injektionen durchgeführt werden. Das verändert jedoch das Mauerwerk in seiner ursprünglichen Form beziehungsweise Funktionsweise. Das Mauerwerk, das aus Ziegeln und Kalkmörtel besteht – im Keller oder in Souterrainbereichen auch mit bestimmten Anteilen an Zement –, wird dann mit Kunstharz- oder Gelmassen versetzt. „Man versucht also, die Poren mit Injektionen zu verpressen beziehungsweise zu füllen, damit sich eine gewisse Dichtheit ergibt“, so Experte Schrattenecker. Und weiter: „Das hängt aber auch vom Feuchtigkeitszustand des Kellermauerwerkes ab. Sind die Poren mit Nässe gefüllt, wird man dort schwer Injektionsgut einpressen können. Hier muss man zuvor das Mauerwerk ‚ausheizen‘, um das Wasser aus den Mauerwerksporen zu entfernen. Das erfordert jedoch das Herstellen von zahlreichen Bohrlöchern und einen gewissen Zeitaufwand für das Ausheizen. Erst dann kann man das Injektionsgut einbringen.“
All das findet vorwiegend im Mauerwerk eines Altbau- und Gründerzeithauskellers statt, wo in der Regel eine Mauerwerksfeuchtigkeit auftritt. Entweder von außen durch oberflächig versickerndes oder hangdrückendes Wasser oder wenn zum Beispiel eine im Straßenkörper eingebaute Leitung undicht ist und an der Kelleraußenwand einen gewissen Wasserdruck ausübt, wodurch Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindringen kann. Oder auch durch eine offene Fuge zwischen dem Gehsteigbelag und dem Sockelmauerwerk. „Es gibt sie aber auch von innen, wenn das Mauerwerk dazu neigt, aus der Luft die Feuchtigkeit aufzunehmen. Und das geschieht dann, wenn im Mauerwerk sogenannte Bauschadsalze vorhanden sind“, führt Schrattenecker aus. „Denn Salze in kristalliner Form nehmen aus der Luft deren Feuchtigkeitsanteile auf, gehen von dieser Form über in eine wässrige Lösung und verteilen sich schließlich weiter im Mauerwerk beziehungsweise beginnen höherzuwandern.“ Diese Feuchtigkeitseinwirkungen gebe es vorwiegend im Sommer. Da habe man eine viel höhere Luftfeuchtigkeit als im Winter. „Jedenfalls sollte, bevor man im Bauwesen übliche Maßnahmen wie die Horizontalsperre ergreift, mittels Feuchtigkeitsmessgerät und entsprechender Software überprüft werden, was sinnvoll ist, was vorliegt, und aufgrund der Ergebnisse dann entscheiden, welche Maßnahme zu treffen ist. Es könnte sich ja auch nur um ein Gebrechen einer eingemauerten Rohrleitung handeln, die undicht wurde, was die Behebung des Feuchtigkeitsschadens natürlich am einfachsten macht.“
Lösung des Salzbelastungsproblems
Auch solle man sich nicht durch momentan billig erscheinende Maßnahmen beirren lassen, sondern vernünftiges Geld in die Hand nehmen, um das Feuchtigkeitsproblem im Mauerwerk langfristig zu lösen. Schrattenecker zur Lösung des Salzbelastungsproblems: „Ich habe ein Putzsystem kennengelernt und verwende es auch, das hydrophil wirkt, das also die Feuchtigkeit dem Mauerwerk entzieht und bis zur Oberfläche führt, wo es sofort verdunstet, sodass an der Oberfläche dieses Putzes eine Trockenheit erscheint. Der zweite wesentliche Vorteil bei diesem Putzsystem ist, dass interessanterweise die Salzlösungen im Mauerwerk verbleiben und nur zu einem sehr geringen Anteil in diese Putzschicht eindringen und schon gar nicht an die Oberfläche. Das heißt, die Salzausblühungen aufgrund der Kristallisierung, die im alten Mauerwerk passieren würden, wenn es zur Trocknung des Wassers kommt, wird von Vornherein vermieden.“ Der Putz müsse hier aber in einer bestimmten Dicke aufgetragen werden. Trage man ihn zu dünn auf, zeige sich wieder – in beschränkter Form – das gleiche Schadensbild.
Noch ein wichtiger Hinweis vom Experten zum einfachen Patschok-Putz für das Mauerwerk im Keller: „Sinnvoll ist natürlich die Verwendung von hochdiffusionsoffenen Farbanstrichen, keine kunststoffmodifizierten Farben, sondern wirklich mineralische. Wobei man aber bei dem Begriff ,mineralisch’ vorsichtig sein und bei Mineralfarben genau am Datenblatt oder auf der Packung nachlesen muss. Denn auch ein kunststoffmodifizierter Farbanstrich kann relativ schnell als mineralisch bezeichnet werden, wenn er einen bestimmten Anteil von mineralischen Bestandteilen enthält, in Wirklichkeit aber ungeeignet ist.“
Als Putzsystem für Wohnungen empfiehlt Schrattenecker ein Kombi-System, das so genannte FRIDS-Innendämm-System in Verbindung mit einer nicht zu dicken Innendämmplatte aus Glasschaummaterial, einem aus den Recycling-Prozessen von Glasabfällen gewonnenen festen Plattenmaterial, das hochporig ist und dadurch seine recht gute Dämmwirkung erreicht: „Es ist auch dampfdicht, wenn man die Stoß- und Lagerfugen sowie die Anschlüsse an angrenzende Bauteile fachgerecht gestaltet. Dieses System ist in Kombination mit diesem speziellen Feuchtmauerputz nicht nur entfeuchtend, sondern auch gut wärmedämmend.“