Keine schöne Perspektive

Burgenland
05.12.2024

Von: Redaktion OIZ
Im Burgenland werden wie in Restösterreich ab 2026 alarmierend weniger Wohnbauprojekte fertiggestellt, berichtet Ludwig Bresich, seines Zeichens Fachgruppenobmann der burgenländischen Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

Mann im Anzug mit roter Krawatte
Ludwig Bresich, Fachgruppenobmann der burgenländischen Immobilien- und Vermögenstreuhänder: „Mit knapp 66 Prozent der Hauptwohnsitzmeldungen ist das Burgenland laut der Statistik Austria das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Einfamilienhäusern.“

OIZ: Das Update der Exploreal-Studie „Wohnbauprojekte in der Pipeline – Burgenland“ liegt vor. Was stellt für Sie die Kernaussage dar?

LUDWIG BRESICH: Dass wie in Restösterreich die Fertigstellungszahlen von Wohnbauprojekten ab 2026 massiv einbrechen. 2023 wurden im Bundesland noch rund 800 Wohneinheiten finalisiert; ein deutlicher Rückgang in Relation zu den Vorjahren. Für heuer und 2025 werden ebenfalls etwa 800 erwartet. Ab 2026 schaut es wie gesagt düster aus.

OIZ: Laut der Studie ist der Anteil der gemeinnützigen Wohnbauträger im Österreich-Vergleich hoch, richtig?

BRESICH: Ja, sie errichten aktuell im Burgenland 79 Prozent der Neubauwohneinheiten. Mit 71 Prozent fällt der Großteil ins Segment der gemeinnützigen Miete. Dabei gibt es im Bundesland mit der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, der Neue Eisenstädter, der Burgenland-Süd – bei der es sich übrigens um eine Tochter der Wien-Süd handelt – und Pöttschinger lediglich vier gemeinnützige Wohnbauträger. In Mattersburg, Oberpullendorf und Güssing beträgt der Anteil der Gemeinnützigen annähernd hundert Prozent. Die Gewerblichen errichten also 21 Prozent der Neubauwohneinheiten, was eine leicht steigende Tendenz im Vergleich zur letztjährigen Auswertung darstellt. Einen Punkt darf man dabei jedoch nicht außer Augen lassen.

OIZ: Welchen?

BRESICH: Mit knapp 66 Prozent der Hauptwohnsitzmeldungen ist das Burgenland laut der Statistik Austria das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Einfamilienhäusern. Sie fallen nicht in die Exploreal-Studie, da diese erst Projekte ab fünf Wohneinheiten erfasst. Die wichtigsten Bauträger im Burgenland sind also Privatpersonen.

OIZ: Was zeichnet den burgenländischen Immobilienmarkt darüber hinaus aus?

BRESICH: Man muss klar zwischen dem Norden und dem Süden unterscheiden. Hier besteht ein starkes Preisgefälle. In Neusiedl am See, Eisenstadt, Eisenstadt-Umgebung, Rust sowie Mattersburg beeinflussen die Nähe zu Wien und zum Erholungsgebiet Neusiedler See die Immobilienpreise. Oberpullendorf, Oberwart, Jennersdorf und Güssing hingegen sind verhältnismäßig günstig.

Eine weitere Besonderheit des burgenländischen Immobilienmarkts bildet die Tatsache, dass es viel nicht genutztes Bauland gibt. Grundstücke galten und gelten als Sparbuchersatz. Vor diesem Hintergrund führte das Land im Raumplanungsgesetz 2019 eine jährliche Abgabenpflicht für unbebaute Grundstücke ein. Allerdings floss bis dato noch kein Geld.

OIZ: Am 19. Jänner 2025 findet im Burgenland die Landtagswahl statt. Worauf pochen Sie mit Bezug auf den Immobilienmarkt?

BRESICH: Unter anderem auf eine Förderung der Eigentumsbildung und damit verbunden auf eine Zweckwidmung der Wohnbauförderung.

OIZ: Welche Schwerpunkte verfolgt die Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder im Burgenland?

BRESICH: Mit 259 Mitgliedern sind wir die kleinste Fachgruppe. Einer meiner Schwerpunkte als Fachgruppenobmann ist die Vernetzung der Mitglieder – selbstverständlich auch, um deren berufliches Fortkommen zu stärken.