„Jedes Gebäude ist einzigartig!“

13.05.2016

Architekt Dieter Hayde von HD Architekten erklärt im OIZ-Interview, worauf es bei der ­Sanierung von Büroimmobilien tatsächlich ankommt.

OIZ: Sie haben federführend an der Planung des Raiffeisen-Klimaschutz-Hochhauses am Wiener 
Donaukanal mitgewirkt. Welche architektonischen und energetischen Kriterien sind für eine nachhaltige Gebäudeplanung im Office-Bereich unerlässlich?
Dieter Hayde: Das ökologische Bauen, also energieeffizient und mit schadstoffgeprüften Materialien, dient als Basis. Welche Energiequellen zum Einsatz kommen können, entscheidet auch der jeweilige Standort. Die Kreativität eines Architekten erfährt durch nachhaltiges Bauen keine Einschränkung. Einschränkung erfährt man beispielsweise durch den jeweiligen Standort, da dieser entscheidend dafür ist, welche Energiequellen man nutzen kann. So konnten wir am Donaukanal nicht nur Erdwärme, sondern auch die Kühlung des Donaukanal-Wassers nutzen, das ist natürlich nicht überall möglich. Projekte, die schon in der Entwicklungsphase von einem Zertifizierungsprozess begleitet werden, sind optimal. Auch eine Nachnutzung sollte heute stets bedacht werden.
 

OIZ: Welche diesbezüglichen Spezifika gibt es im Wohnungsneubau zu beachten?
Hayde: Hier ist kein großer Unterschied gegeben. Energieeffizienz und Ressourcenschonung spielen auch hier eine wichtige Rolle. Aus Kostengründen setzt man dabei aber weniger auf aufwändige technische Lösungen, als vielmehr auf das Ausschöpfen der zulässigen Dichte sowie funktionale, kompakte Grundrisse und einfache Konstruktionsraster. Ich bin ein Verfechter des Niedrigenergiehauses, da es das „Bewohnen“ der Immobilie wesentlich einfacher macht und energetisch ebenfalls große Einsparungen möglich sind.
 

OIZ: Die Neuflächenproduktion am heimischen Büroimmobilienmarkt ist derzeit rückläufig. Sanierungen von Büroimmobilien werden wieder zunehmend interessanter. Wann ist eine Sanierung von Büroimmobilen notwendig und sinnvoll, auch aus ökonomischer Sicht?
Hayde: Der Entschluss zur Sanierung einer Büroimmobilie hängt von mehreren Faktoren ab. Neben rein technischen Aspekten, wie der Steigerung der Energieeffizienz durch die Erneuerung der Gebäudehülle und der technischen Anlagen, spielen auch neue Organisations- und Arbeitsabläufe eine Rolle. Denn „ökonomisch sinnvoll“ bedeutet heute nicht mehr nur, dass sich die Baukosten innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts amortisieren, sondern berücksichtigt auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Schlussendlich sind zufriedene Mitarbeiter auch wesentlich produktiver.
 

OIZ: Welche Fehler werden bei der Sanierung von Büroimmobilien am häufigsten begangen?
Hayde: Einer Sanierung sollte immer ein Gesamtkonzept zugrunde liegen, das auf der ganz genauen Erhebung des Gebäudezustands basiert. Denn jedes Gebäude ist einzigartig. Realisierungen von Einzelmaßnahmen, ohne deren Zusammenspiel zu kennen bzw. sie optimal aufeinander abzustimmen, sollte man vermeiden.
 

OIZ: Althaussanierungen spielen auch im Wohnsegment eine zunehmend wichtigere Rolle. Worauf ist aus Ihrer Sicht bei der Sanierung von Gründerzeithäusern besonders zu achten?
Hayde: Bei Gründerzeithäusern ist es wichtig, den Gesamtzustand des Gebäudes zu ermitteln und dadurch klare Entscheidungsparameter zu erhalten, ob sich eine Sanierung wirtschaftlich rechnet oder nicht. Wird saniert, dann ist eine integrale Planung, unter Einbeziehung aller Spezialisten wie Tragwerksplaner, Bauphysiker und anderer Fachkonsulenten, Voraussetzung. Man kann beeindruckende Energieersparnisse erzielen, selbst bei Gründerzeithäusern mit gegliederter Fassade. Althäuser, die energetisch saniert wurden, weisen, wie eine Studie der Donauuniversität in Krems eindrucksvoll aufzeigt, geringere Folgekosten als Neubauten auf. Bei sämtlichen Maßnahmen sollten die Beratung und Unterstützung des Auftraggebers hinsichtlich Fördermöglichkeiten selbstverständlich sein.

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