Im Lernmodus

Aus- und Weiterbildung
08.04.2022

Von: Redaktion OIZ
Punkto Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf akademischem Niveau kann die heimische Immobilienbranche aus dem Vollen schöpfen. Und laufend kommen neue Lehrgänge hinzu.
Kopf mit Zahnrädern
Kopf mit Zahnrädern

„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Dieses Zitat geht auf den vorsokratischen Philosophen Heraklit zurück. So alt diese Weisheit damit ist, so sehr trifft sie nichtsdestotrotz auf die akademische Aus- und Weiterbildungslandschaft für die heimische Immobilienbranche zu, sprich im Sinne der Optimierung des Angebots herrscht stetig Bewegung. So verlautbarte kürzlich die FH Wiener Neustadt (FHWN), ab September 2022 mit fünf neuen Master-Studiengängen durchzustarten. Denn die fünf früheren Spezialisierungen des Studiengangs „Wirtschaftsberatung und Unternehmensführung“ wurden neu konzipiert und als eigene Lehrgänge angelegt.

Für Wissenshungrige punkto Immobilien bedeutet das, dass sie ab dann den Master-Studiengang „Immobilienmanagement“ belegen können. Bei dessen Entwicklung wurde das wissenschaftliche Personal von Experten aus der Praxis unterstützt. Die Studiengangsleitung übernimmt Alexandra Patloch-Kofler. Sie bringt Erfahrungen im Hochschulsektor an der WU Wien und in der immobilienspezifischen Steuerberatung in renommierten Kanzleien mit und leitet seit 2019 den Fachbereich für Immobilienmanagement an der FHWN. Patloch-Kofler beschäftigt sich in Lehre, Forschung und Praxis mit der steuerlichen Behandlung von Immobilien. Ihre Dissertation wurde mit dem Dr. Maria Schaumayer-Stiftungspreis und dem WKO-Preis für hervorragende Arbeiten ausgezeichnet.

Klemens Braunisch, Head of Real Estate Management Study Programs an der FHWien der WKW

2023 neue Studienpläne an der FHWien der WKW

Bei den Regelstudien an der FHWien der WKW, also beim Masterstudiengang „Immobilienmanagement“ sowie beim Bachelorstudiengang „Immobilienwirtschaft“, wiederum gelten ab 2023 neue Studienpläne. Diese werden alle fünf Jahre aktualisiert. Klemens Braunisch,Head of Real Estate Management Study Programs an der FHWien der WKW, berichtet: „Besonders wichtig ist uns dabei die Intensivierung der Themenkomplexe Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung. Weiters fließen Erfahrungen, die wir über die Jahre während der Lehre gemacht haben, in die neuen Studienpläne ein. Beispielsweise legen wir Fächer so, dass sie zeitlich mehr harmonieren. Berufsspezifische Lehrveranstaltungen für Makler und Hausverwalter finden also künftig vernetzt zu damit zusammenhängenden Rechtsfächern statt.“

Wie andere Bildungseinrichtungen auch verbrachte die FHWien der WKW nach dem Ausbruch von Covid-19 die letzten beiden Jahre in der digitalen Lehre. Allerdings wurde dabei jedes Zeitfenster, das sich für den Präsenzunterricht öffnete, genutzt. Auch in Zukunft wird man auf bewährte digitale Instrumente zurückgreifen. „Es ist jedoch vollkommen klar, dass die virtuelle Unterrichtswelt nicht die reale ersetzen kann – vor allem nicht in der Immobilienbranche. Studieren bedeutet bei uns hauptsächlich Präsenz. Schließlich sollen sich Studierenden untereinander und mit den Lektoren austauschen. Entsprechend soll laut unseren neuen Studienplänen mindestens 60 Prozent des Unterrichts vor Ort erfolgen, der Rest digital“, so Braunisch.

Markus Winkler

Fokus auf zukunftsfähige Gebäude in Krems

Von Wien in die Wachau, wo an der Universität für Weiterbildung Krems seit 2019 der fünfsemestrige, berufsbegleitende Masterlehrgang „Building Innovation“ angeboten wird. Er schließt mit dem „Master of Engineering“ ab und umfasst inhaltlich unter anderem die drei Zertifikatslehrgänge Bauphysik & Gebäudesimulation, Gebäudetechnik - HKL sowie Gebäudeautomation.

Lehrgangsleiter Markus Winkler erklärt: „Unterm Strich erhalten die Studierenden eine innovative Weiterbildung im Bereich der Planung von ressourcenschonenden, zukunftsfähigen Gebäuden.“ Und weiter: „‘Building Innovation‘ verfügt im Bereich der Bauphysik über ein hohes Niveau. Und punkto Gebäudeautomation ist meiner Meinung nach unser post-graduales, auf ein Semester zugeschnittenes Programm hierzulande einzigartig. Denn was Gebäudeautomation – und auch Haustechnik – betrifft, mangelt es in Österreich an akademischen Ausbildungen.“

Entsprechend greift der Masterlehrgang den Fachkräftemangel in Haustechnik-Berufen auf, ebenso die Themen Kreislaufwirtschaft beziehungsweise Klimawandel. Es werden Gebäude ganzheitlich in ihrer Funktion betrachtet – und zwar über exemplarische Jahre, denen ausgewählte Klimadatensätze hinterlegt werden. Derartige thermisch-dynamische Gebäudesimulationen bildet einen wesentlichen Eckpfeiler der Ausbildung. Der Praxisbezug ist einerseits dadurch gewährleistet, dass es sich um einen berufsbegleitenden Lehrgang handelt und alle Teilnehmer zu hundert Prozent aus der Praxis kommen. Beispielsweise handelt es sich um Architekten und Ingenieure, aber auch um Immobilienportfolio-Verwalter, die sich aufgrund der EU-Taxonomieverordnung mit neuen Aufgaben befassen müssen. Das Wissen dafür schöpfen sie aus dem „Master of Engineering“. Andererseits stammen natürlich auch die Vortragenden zum Großteil aus der Praxis. „Der Frauenanteil unter unseren Studierenden ist leider noch sehr gering. Wir würden ihn gerne anheben. Dazu müsste man wohl die MINT-Themen bereits in den Schulen verstärkt aufgreifen“, merkt Winkler an.

Themenkomplex Liegenschaftsbewertung

Nicht nur an Fachhochschulen und Universitäten bildet sich die Branche aus und weiter. Auch beispielsweise an der Liegenschafts Bewertungs Akademie (LBA) in Graz glühen seit mehr als 15 Jahren Gehirnwindungen. Schwerpunkt ist, wie der Name schon verrät, die Liegenschaftsbewertung. Neu im Angebot ist dabei der Lehrgang „Bewertung von Land & Forst“, der seit diesen April erstmalig in drei Modulen im Waldcampus Traunkirchen stattfindet. Im ersten Modul geht es um die Bewertung von forstwirtschaftlichen Liegenschaften, im zweiten um von Landwirtschaften und schließlich im dritten Modul um Sonderfälle in der Bewertung von Land- und Forstwirtschaften sowie um Enteignungsentschädigungen.

Warum wurde der Lehrgang ins Leben gerufen? Heimo Degen, Geschäftsführer der LBA, antwortet: „Hauptmotivation war, dass es trotz großen Bedarfs an Nachwuchs an Sachverständigen in diesen Bereichen mangelt. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach dem Lehrgang gut ist. Wir möchten ihn künftig jährlich im Waldcampus Traunkirchen anbieten und wir haben darüber hinaus neue Ausbildungen in der Pipeline.“ An der Pipeline wird nicht nur an der LBA getüftelt. Österreichweit darf man gespannt sein, welche neuen Aus- und Weiterbildungsangebote auf hohem Niveau die Immobilienbranche zukommen.

Waldcampus Traunkirchen