Hochpreisiger Norden, nachfragearmer Süden

Burgenland
07.12.2023

Von: Redaktion OIZ
Das Burgenland ist, den Immobilienmarkt betreffend, alles andere als homogen.

Mann im Anzug mit roter Krawatte
Ludwig Bresich, Fachgruppenobmann der burgenländischen Immobilien- und Vermögenstreuhänder: „Das Burgenland ist ein Land der Einfamilienhäuser.“

Das Burgenland hat einen Norden und einen „ganz anderen“ Süden. Wobei der Norden sehr stark von Wien beeinflusst ist. Betreffend Wohnsituation gilt laut Statistik Austria für das gesamte Bundesland: siebzig Prozent der Menschen wohnen im Eigentum, zwanzig Prozent in Miete. „Grundsätzlich kann man sagen, das Burgenland ist ein Land der Einfamilienhäuser“, sagt Ludwig Bresich, Fachgruppenobmann der burgenländischen Immobilien- und Vermögenstreuhänder, und meint damit hauptsächlich die ländlichen Gegenden, wo das Einfamilienhaus die charakteristische Wohnimmobilie ist. Gemeinnützigen Wohnbau gibt es dort kaum.

Die spezielle Situation des Burgenlands zeigen auch die Exploreal erhobenen aktuellen Zahlen. Demnach erfolgen 84 Prozent der Bautätigkeiten durch gemeinnützige Bauträger; siebzig Prozent für gemeinnütziges Eigentum, 13 Prozent für gemeinnützige Miete, der Rest ist gewerbliche Nutzung. Immer hauptsächlich auf die Städte bezogen. In Mattersburg, Oberpullendorf und Güssing beträgt der Anteil gemeinnütziger Bauträger annähernd hundert Prozent. Im Bezirk Eisenstadt (Stadt) sind die meisten Errichtungen mit rund dreißig Prozent durch gewerbliche Bauträger zu verzeichnen.

Der Wasserstand des Sees

Wie sieht es mit der Vermarktbarkeit hochpreisiger Immobilien aus? Bresich: „Hochpreisig kann sich wieder nur auf den Norden Burgenlands beziehen. Beispiel Seeresidenzen in Parndorf.“ Entgegen mancher Stimmen, wonach sich diese Liegenschaften schwer verkaufen ließen, seien die betreffenden Bauherren "unaufgeregt". Aber ja, man habe entsprechende Projekte begonnen, habe dann aber – in Zeiten wie diesen – Probleme bekommen. „Auch andere, die auf diesen Zug aufgesprungen sind und versucht haben, entsprechende Projekte zu realisieren, haben jetzt möglicherweise ein Vermarktungsproblem.“ Von den hochpreisigen Bauten in Neusiedl am See direkt am See etwa sei ein Teil bereits verkauft. Mit dem zweiten Teil habe man aber Schwierigkeiten – „wobei auch eine Rolle spielen mag, dass man sich fragt, wie sich der Wasserstand des Sees entwickeln wird. Zumal diese Bauten direkt von der Attraktion des Sees profitieren. Andererseits gibt es etwa in Seewinkel gute hochpreisige Objekte, eventuell auch schon eingerichtet, die durchaus Käufer finden – auch in Neusiedl; nicht sehr viele, aber eben auch.“

Die Diskrepanz zwischen hochpreisigem Norden und nachfragearmem Süden verdeutlicht Bresich mit einem konkreten Beispiel: „Im Raum Güssing wird ein passables Haus mit 700 Quadratmetern Grundstück und hundert Quadratmetern Wohnnutzfläche um 150.000 Euro verkauft. Das gibt es im Norden des Bundeslandes nie.“

Leuchtturm am Neusiedler See
Entgegen mancher Stimmen, wonach sich diverse Liegenschaften am Neusiedler See schwer verkaufen ließen, sind die betreffenden Bauherren eher „unaufgeregt“.

Bauland als „Sparbuchersatz“

Wünsche an die Landespolitik? Bresich: „In meinen Augen vergibt sich die Politik Möglichkeiten. Denn die Immobilienwirtschaft – Makler, Bauträger, Verwalter – hat enormes Know-how.“ In früheren Zeiten habe man viel in Bauland umgewidmet. Man habe versucht, Leute anzulocken oder auch zu halten. Aber nicht alle diese Bauplätze seien benötigt beziehungsweise genutzt worden, sondern würden quasi „als Betongold oder Sparbuchersatz missbrauch“. Bresich weist in diesem Zusammenhang auch auf andere Bundesländer hin, „wo es sehr wohl auch Regelungen gibt, wonach, wer Bauland kauft, innerhalb einer bestimmten Zeit auch bauen muss.“ Hier müsse die Politik vernünftige Lösungen finden.

Dies dürfte auch aufgrund der Tatsache erforderlich zu sein, dass – laut Exploreal – dieses Jahr im Burgenland nur noch rund 800 Wohneinheiten fertiggestellt werden. Damit ist die Anzahl der erwarteten Realisierungen bereits heuer gegenüber den Vorjahren deutlich zurückgegangen. Für 2024 werden etwa gleich viele Fertigstellungen erwartet.