Heimische Immobilienpreise entwickeln sich moderat
Ende Juni präsentierte der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder den neuen Immobilienpreisspiegel 2016. Die Zeit der großen Preissprünge scheint vorbei zu sein.


„Immobilien waren auch im Vorjahr als Anlage heiß begehrt“, sagt Georg Edlauer, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich: „Trotz anhaltender Nachfrage gehören extreme Preissteigerungen jedoch der Vergangenheit an, kommen doch wieder mehr Immobilien auf den Markt.“
Mehr Investitionen in Immobilien würde sich der Fachverbandsobmann jedenfalls in Hinblick auf die vor allem in Ballungszentren benötigten Wohnungen wünschen. Allein zum jetzigen Zeitpunkt fehlen in Wien schon mehr als 10.000 Wohnungen. Und jedes Jahr kommt ein weiterer Fehlbestand von zumindest 5000 Wohnungen dazu. „Leistbares Wohnen kann nur durch ein größeres Wohnungsangebot erfüllt werden“, sagt Edlauer. „Der Markt macht den Preis.“
Verhaltene Preisentwicklung in vielen Teilmärkten
Moderat haben sich österreichweit neuerlich die Preise für Baugrundstücke für freistehende Einfamilienhäuser entwickelt. Den höchsten Anstieg gab es mit einem Plus von 5,1 % im Bundesland Salzburg, am wenigsten kletterten die Preise für Baugrundstücke mit einem Plus von 1,5 % in Tirol. Absoluter Spitzenreiter war erneut Wien, am günstigsten waren Baugrundstücke in der Steiermark. Auch bei Einfamilienhäusern gab es nur moderate Preissteigerungen, die höchsten mit 3,5 % in Tirol sowie 3,3 % in der Steiermark.
Keine allzu großen Sprünge machten im Beobachtungszeitraum die Preise von Reihenhäusern: Sie waren nach wie vor in der Steiermark am niedrigsten, die höchsten wurden in Wien erzielt.Deutliche Unterschiede zeigen sich hingegen im Bundesländervergleich bei Eigentumswohnungen im Erstbezug: Während in Tirol die Preise mit + 4,7 % am stärksten gestiegen sind, hat es in Niederösterreich doch einem deutlichen Preisrückgang um 6 % gegeben. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen hat sich der Höhenflug der Preise weiter eingebremst. Ausnahme ist Tirol, wo die Durchschnittspreise in diesem Segment um 10,2 % zugelegt haben.
Nur wenig Bewegung war bei den Preisen für Mietwohnungen (freier Mietzins) zu beobachten: Am niedrigsten waren die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter in Kärnten, am höchsten in Wien. Platz zwei belegte in diesem Ranking Vorarlberg.
Verhaltene Preiszuwächse bei Gewerbeimmobilien Ebenfalls wenig Bewegung gab es am Büroimmobilienmarkt, so Fachverbandsobmann-Stellvertreter Reinhold Lexer, auch Fachgruppenobmann in Kärnten, in seinem Bericht zu den Gewerbeimmobilien. Zeigten sich im Preisspiegel 2015 noch teils deutliche Preiszuwächse, so sind es im diesjährigen nur marginale oder gar Rückgänge. Eine deutliche Trendumkehr gab es beispielsweise am niederösterreichischen Büroimmobilienmarkt: Legten hier zuletzt die Durchschnittspreise mit 14,6 % noch deutlich zu, wurde nun im Bundeslanddurchschnitt ein Rückgang von 6,1 % verzeichnet.
Wien bleibt wichtigster Markt
„Wien ist eine sehr stark wachsende Stadt mit einer Zuwanderung von über 80.000 Personen und einer Abwanderung von 50.000 bis 60.000 Personen, nicht berücksichtigt die Personen, die innerhalb von Wien umziehen“, sagt Wiens Fachgruppenobmann Michael Pisecky. Dies zeige, dass 12–15 % der Wiener Bevölkerung pro Jahr, was ihre Wohnung betrifft, in Bewegung sind. Nach wie vor ist der Wiener Markt geprägt von einem hohen Anteil an Mietwohnungen – er liegt bei rund 80 %. Davon mache der soziale Wohnbau mit preisgeregelten Mieten einen Großteil aus. „Darüber hinaus sind auch im privaten Wohnbau 70 % der Wohnungen preisgeregelt“, so Pisecky. Gebrauchtwohnungen in Wien haben – aufgrund der hohen Preise im Neubau – noch immer Luft nach oben. „Insgesamt sind günstigere neue Projekte notwendig, was sicher nur mit geänderten Rahmenbedingungen die Baukosten und vor allem die Grundkosten betreffend geht. Hier sind Lösungen dringend erforderlich, unsere Vorschläge dafür liegen vor“, unterstreicht Wiens Branchensprecher Pisecky.
Der Wiener Zinshausmarkt
Der Wiener Zinshausmarkt setzt seine Erfolgsgeschichte fort: nach Recherchen der Wiener Otto Immobilien Gruppe betrug der Vorjahresumsatz mit Stichtag 13. Juni 2016 deutlich mehr als eine Milliarde Euro. Impulsgeber für die starke Entwicklung am Zinshausmarkt seien die Anhebung der Immobilienertragsteuer, günstige Finanzierungsmöglichkeiten sowie fehlende sichere Anlageformen, erläuterte Eugen Otto, Eigentümer der Wiener Otto Immobilien Gruppe. Teils deutlich zugelegt haben seit dem ersten Halbjahr 2015 die Preise außerhalb des Gürtels – allerdings mit Ausnahme der Region 10 (13., 18. und 19. Bezirk). Bei den Preisen in den innerhalb des Gürtels gelegenen Bezirken sieht man Seitwärtsbewegungen bzw. einen Rückgang der Mindestpreise. Der höchste Zuwachs bei den Maximalpreisen wurde in der Region 6 (10. und 11. Bezirk) mit plus 28 % verzeichnet.
Den größten Anstieg bei den Mindestpreisen registriert Otto Immobilien in der Region 12 (21. und 22. Bezirk) mit rund 33 %. In der Region 6 (10. und 11. Bezirk) sowie in der Region 8 (15. Bezirk) erhöhten sich die Mindestpreise um jeweils 25 %. „Die niedrigsten Einstiegspreise sind zwar weiterhin in den Bezirken außerhalb des Gürtels zu finden, aber üblicherweise wird kein Zinshaus mehr unter 1000Euro pro Quadratmeter veräußert“, so Otto.
Weitere interessante Details der Auswertung des Ersten Wiener Zinshaus-Marktberichtes: Privatpersonen waren mit rund 35 % bei den Käufen und 55 % bei den Verkäufen diesmal besonders stark vertreten.