Ein klares Signal der Geschlossenheit
Wie Makler, Verwalter, Bauträger sowie Inkassoinstitute von einer starken Interessenvertretung profitieren. Gerald Gollenz, Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, ruft im Vorfeld der Wirtschafskammerwahlen das Leistungsspektrum in Erinnerung.
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OIZ: Von 10. bis 13. März 2025 finden die Wirtschaftskammerwahlen statt. Wie lautet Ihr Appell an die Mitglieder des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder?
GERALD GOLLENZ: Es liegt an Ihnen! Jetzt heißt es, der Interessenvertretung eine starke, deutliche Stimme zu verleihen. Unabhängig von Regierungskonstellationen auf Bundes-, Landes- oder Gemeindeebene geht es bei der Wirtschaftskammerwahl um die Schaffung einer geeinten Interessenvertretung. Krisen und politische Konstellationen kommen und gehen. Aber für die Interessen im Sinne der Wirtschaft stark, sichtbar und geeint überall, auf allen Ebenen und in der breiten Öffentlichkeit einzutreten, diese Notwendigkeit wird sich einfach nie ändern. Nirgends kann ich mich als Unternehmerin und Unternehmer mit meiner Stimme stärker als bei der Wirtschaftskammer selbst fördern. Wir Funktionärinnen und Funktionäre kämpfen für die Betriebe an jeder möglichen Stelle. Dass wir als Sozialpartner und Interessenvertreter durch das Gesetz dazu legitimiert sind, ist nicht aus der Zeit, sondern für die Unternehmen enorm wichtig. Die Wirtschaftskammer ist die Stimme aller Betriebe, egal wie klein oder wie weit entlegen sie sein mögen. Die Kolleginnen und Kollegen in den Geschäftsstellen sind für die Mitglieder da. Sie stehen mit Rat, aber auch mit Tat zur Seite. Die Wahlbeteiligung ist wichtig, denn die Wirtschaft braucht gerade in schwierigen Zeiten ein klares Signal der Geschlossenheit und Kraft!
OIZ: Wie gestaltete sich Ihre Arbeit seit den letzten Wirtschaftskammerwahlen?
GOLLENZ: Die vergangene Funktionsperiode war für die Branche eine besonders schwierige. Die Folgen der Krisen – ob es jetzt Finanz-, Corona- oder Energiekrise war – sind noch weit in die Zukunft zu spüren. Die Neubauzahlen sinken fast ins Bodenlose, und das nach Rekordjahren. Das Bestellerprinzip bei Mietwohnungen hat einer ganzen Branche, unseren Maklerinnen und Maklern, quasi von einem Tag auf den anderen einen Geschäftsbereich unter den Füßen weggerissen. Weiters werden die Normen immer mehr und immer rechtsunsicherer.
OIZ: Welche Tools entwickelten Sie gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen?
GOLLENZ: Ich habe in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen den „Ersten österreichischen Neubaubericht“ als DIE Zahlengrundlage für die Entwicklungen am Neubaumarkt etabliert. Mit konsequenter PR-Arbeit konnten wir neben der Imagebildung massiv auf die Probleme der Branche aufmerksam machen. Dies neben dem Neubaubericht faktenbasiert durch die Evaluierung des Bestellerprinzips quartalsweise und natürlich mit unserem Immobilienpreisspiegel. Wir haben die aussagekräftigen Daten geliefert und damit die Entwicklungen bei Markt und Preis treffsicher prognostizieren können – eine wertvolle Grundlage für unsere Interessenvertretungsarbeit in zahlreichen politischen Gremien.
Mit einem Grundsatzpositionspapier der Branche, welches im Zuge des Bundestags der Immobilienwirtschaft in Loipersdorf 2024 gemeinsam erarbeitet wurde, konnten wir klar machen, was es für unsere Betriebe braucht. Erstmals wurde darin deutlich festgehalten, dass eine Entgeltfairness für Maklerinnen und Makler sowie für Hausverwalterinnen und Hausverwalter vonnöten ist. Die Grundsatzpositionen waren und sind die Grundlage für alle unsere Forderungen an aktuelle und zukünftige Regierungen – unabhängig auf welcher Ebene.
Wichtig war es mir darüber hinaus, eine enge Brücke zu anderen Branchen rund um den Immobiliensektor zu bauen, um quasi Verbände übergreifend die notwendigen Forderungen und Änderungen unserer Mitgliedsbetriebe politisch und öffentlich in der Meinung umzusetzen. Das Ende der KIM-Verordnung ist so am Jahresende 2024 geglückt. Mit 30. Juni 2025 läuft sie aus. Das war – ich darf das ja sagen – wirklich bis zur letzten Sekunde eine massive Überzeugungsarbeit. Und sie hat sich gelohnt!
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OIZ: Was bildete den Schwerpunkt der Interessenvertretung der Immobilienmakler?
GOLLENZ: Entgeltfairness für Maklerinnen und Makler. Das bedeutet, dass wir uns gegen das Bestellerprinzip bei Mietwohnungen immer noch auflehnen und faktenbasiert mit der Evaluierung desselben die Notwendigkeit der Aufhebung fordern. Mit unseren nunmehr auch faktenunterlegten Argumenten weisen wir konsequent darauf hin, dass ein stabiler Immobilienmarkt nicht ohne unsere Mitglieder funktioniert. Durch die KIM-Verordnung ist der Eigentumserwerb massiv eingebrochen, gleichzeitig ist die Nachfrage nach Mietwohnungen enorm gestiegen. Ohne unsere Immobilienmakler sind die Kunden am Markt allein; Mieter wie Vermieter. Auf diese wertvolle Expertise darf nicht verzichtet werden. Die Leistungen der Makler transparent zu machen, gehört ebenso zu unserer Aufgabe. Sie sind nicht nur Türöffner bei Besichtigungen, wie es in einer TV-Sendung jüngst dargestellt wurde. Auch hier bin ich massiv dagegen aufgetreten und habe mich für die Kolleginnen und Kollegen stark gemacht.
OIZ: Was konnte der Fachverband für die Immobilienverwalter durchsetzen?
GOLLENZ: Entgeltfairness, Rechtssicherheit und Anerkennung der Leistungen sind bei Hausverwaltungen ebenfalls die wichtigsten Schwerpunkte. Wir haben in Gremien und politischen Gesprächen, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit darauf konsequent unser Hauptaugenmerk gelegt. Die Reparatur der Wertsicherungsklausel und ein Mietvertrag, der Rechtssicherheit bietet, sind zwei der wichtigsten Forderungen für unsere Verwalter. Ich gehe davon aus, dass es hier zu einem Erfolg wie beim Auslaufen der KIM-Verordnung kommen wird. Aber wie gesagt, auch die Leistungen dieser Betriebe deutlich zu machen, sehe ich als wesentliche Aufgabe.
Die Tätigkeiten der Hausverwaltungen werden von vielen als gegeben oder von unsichtbarer Hand durchgeführt wahrgenommen. Die zigtausenden Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagtäglich ihr Bestes für die Immobilie und ihre Bewohner leisten, werden nicht bewusst gesehen. Das gilt es, ein für alle Mal zu beenden.
OIZ: Was wurde wiederum für die Bauträger bewirkt?
GOLLENZ: Das Ende der KIM-Verordnung muss den Markt und das Geschäft der Bauträger wieder ankurbeln. Mit dem Neubaubericht können wir sehr genau auf die Situation der Unternehmen am Markt, auch auf Krisen, eingehen. Wir fordern in verschiedensten Zusammenschlüssen mit anderen Sektoren aus der Bauwirtschaft wesentliche Verbesserungen und Erleichterungen. Etwa Baukostensenkungen, Abbau von rechtlichen Hürden wie überzogene Bauvorschriften, wir setzen uns gemeinsam für Sanierungsanreize ein. Und öffentlich arbeiten wir konsequent am Verständnis und Image der Branche. Bauträger sind Lebensraumgestalter und -versorger. Die gewerbliche Immobilienwirtschaft ist für zwei Drittel der Wohnungen, die in Österreich errichtet werden, verantwortlich. Wir sind enorm wichtig!
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Credit: Philipp Lipiarski
OIZ: Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder vertritt auch die Inkassoinstitute vertritt. Was konnte für sie bewirkt werden?
GOLLENZ: Hier braucht es viel mehr Akzeptanz. Inkassoinstitute sorgen für einen reibungslosen Ablauf im Wirtschaftsleben und sind mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern extrem wichtig. In der Imagebildung wehren wir uns gegen jede Verunglimpfung. Zuletzt habe ich einen offenen Brief an einen Privatsender verfasst, da in einer Diskussion unsere Mitgliedsbetriebe negativ dargestellt wurden.
OIZ: Um nach vorne zu blicken: Welche Maßnahmen muss die neue Bundesregierung sofort im Sinne eines funktionierenden Immobilienmarkts ergreifen?
GOLLENZ: Jede Regierung, unabhängig von ihrer Zusammensetzung, muss umgehend Sanierungen mit Maßnahmen ankurbeln, quasi einen Turbo zünden. Und sie muss darauf achten, dass Förderungen und Anreize für alle, nicht nur für den kommunalen oder gemeinnützigen Wohnbau, rechtssicher und rasch zugänglich sind. Auf die Anreize für die gewerbliche Immobilienwirtschaft über rechtlich sichere Rahmenbedingungen darf ebenso nicht vergessen werden. Sofort brauchen wir Finanzierungserleichterungen, die Reparatur der Wertsicherungsklausel und einen rechtssicheren Mietvertrag. Einschränkungen am gewerblichen Immobilienmarktdarf es nicht geben.
OIZ: Was fordert die Interessenvertretung der Immobilienwirtschaft darüber hinaus von der neuen Bundesregierung?
GOLLENZ: Vollständig mit allen unseren Leistungen anerkannt und respektiert zu werden. Wir zeichnen wie erwähnt für zwei Drittel des Wohnbaus in Österreich verantwortlich. Unsere Makler und Hausverwalter gewährleisten einen stabilen Immobilienmarkt; in überwiegend kleinen regionalen Familienunternehmen. Wir wollen endlich unbehindert unsere Leistungen für Österreich erbringen.