Tauben vergrämen

Facility Management
01.06.2023

Von: Redaktion OIZ
Ausgangspunkt einer effektiven Abwehr der Vögel ist deren fundierte objektbezogene Planung.

Blick von unten auf Fassade
Bei einer fachgerechten Ausführung und Auswahl des richtigen Netzes kann es so montiert werden, dass es das Fassadenbild nicht stört. Im Bild die Spezialisten von Attensam.

Selbst wenn eine Taube oftmals nur als Lästling – also störendes Tier – wahrgenommen wird, kann sie durch überbordende Präsenz Gesundheitsrisiken befördern oder Schäden anrichten und somit zum Schädling werden: Tauben nisten gerne an windgeschützten Orten wie Dachböden, Fenstersimsen, Gebäudeauskragungen oder Balkonen. Baut eine ein Nest, können sich neben dem Nachwuchs allerlei gefährliche Begleiter wie Zecken, Milben, Motten oder Parasiten einnisten. Taubenkot vermittelt nicht nur ein ungepflegtes Erscheinungsbild, sondern kann auch erhebliche materielle Schäden an Gebäuden und Fassaden verursachen. Durch darin enthaltene Harnsäure und Ammoniak ist die Hinterlassenschaft ätzend und beschädigt selbst robuste Materialien wie Beton nachhaltig.

Über Vernetzungen

Der effektivste und oftmals einzige Weg, um eine solche Situation zu bewältigen, sind Vergrämungsmaßnahmen: Durch Vernetzungen werden Tauben davon abgehalten, sich in geschlossenen Innenhöfen von Wohnhäusern niederzulassen – diese Netze müssen von Fachleuten angebracht und regelmäßig gewartet werden. Was sind die besonderen Herausforderungen einer solchen Vernetzung? Ist das bei jeder Innenhofgröße möglich? Nedim Mehmedovic, Teamleitung Taubenabwehr bei Attensam, erläutert: „Grundsätzlich sind Vernetzungen größenmäßig nicht limitiert, Einschränkungen können aus baulichen Gegebenheiten resultieren. Die Netze sollten aus ästhetischen Gründen möglichst auf einer Ebene sein, unterschiedliche Höhen und Dachkanten können dabei herausfordernd sein. Eine Wartung ist im Normalfall nicht regelmäßig, sondern anlassbezogen notwendig – zum Beispiel, wenn größere Gegenstände auf das Netz fallen.“

Die Maschenweite des Netzes ist so ausgelegt, dass die Vögel „ausgesperrt" werden, sich aber nicht im Netz verfangen können. Bei einer fachgerechten Ausführung und Auswahl des richtigen Netzes kann es so montiert werden, dass es das Fassadenbild nicht stört.

Markus Karner, Branch & Sales Manager Anticimex, berichtet zum Thema Vernetzungen: „Besonders zu beachten sind die Ausführung des Rahmens und die individuelle Anpassung an das Gebäude, damit auch ein Hundert-Prozent-Schutz gewährleistet werden kann. Es gibt verschiedene Netze, von transparent bis schwarz, und verschiedene Maschenweiten, ob es sich nun um Tauben oder Spatzen handelt.“ Auch UV-Schutz und flammhemmende Faktoren spielten je nach Gegebenheit eine Rolle – „so wie auch, dass im Netz Wartungsöffnungen für Lichter und Brandmelder berücksichtigt werden.“

Eine andere Möglichkeit, um diese Vögel abzuwehren, sind die bekannten Taubenspikes – auf Kunststoffleisten geklebte Metallspitzen –, die das Landen und Nisten verhindern.

Die gleiche Funktion wie Spikes haben „Spiralen“ und – optisch eine schöne und dezente Lösung – auch Spanndrahtsysteme „Diese werden vor allem dort angebracht, wo sich jemand an den Spitzen der Spikes verletzen könnte, beispielsweise an Fensterbrettern oder Geländern“, erklärt Mehmedovic.

Arbeiter an einer Hausfassade
Taubenspikes – auf Kunststoffleisten geklebte Metallspitzen – verhindern das Landen und Nisten der Tauben.

Problematisch: akustische Signale

Akustische Signale sind ebenfalls dazu geeignet, Tauben zu vertreiben. „Diese sind jedoch zwiespältig zu sehen“, so Mehmedovic, „denn sie werden auch von anderen Tieren, zum Beispiel Katzen wahrgenommen.“ Außerdem könne bei Stadttauben hier ein Gewöhnungseffekt einsetzen. Deshalb würden sie selten zum Einsatz kommen – meistens, wenn keine andere Lösung umsetzbar sei, wie bei Tiefgaragenzufahrten.

Auch für Markus Karner von Anticimex sind akustische Abwehrsignale „ein sehr heikles Thema“, da akustische sowie visuelle Maßnahmen nur präventiv nützlich seien. „Wenn Tauben das Areal befliegen und sich ansiedeln wollen oder Futterplätze suchen, werden sie durch die Signale abgeschirmt. Wenn jedoch bereits ein bestehendes Problem vor Ort herrscht und Tauben sich bereits angesiedelt haben oder Futterplätze kennen, werden sie die akustischen und optischen Signale ignorieren und sich mit der Zeit daran gewöhnen.“ Daher die Schwierigkeit, dass solche Systeme nicht greifen würden, wenn bereits ein Problem vorhanden sei, jedoch niemand in Abwehranlagen investieren wolle, solange es noch keines gebe.

So unterschiedlich die örtlichen und räumlichen Gegebenheiten sind, so unterschiedlich sind auch die dabei zum Einsatz kommenden Systeme zur Taubenabwehr. „Ausgangspunkt ist daher eine fundierte objektbezogene Planung der Taubenabwehr“, betont man bei Rentokil. „Dabei berücksichtigen unsere Taubenabwehr-Experten bei einer Vor-Ort-Besichtigung alle entscheidungsrelevanten Faktoren wie die individuelle Gebäudecharakteristik, Fassadenbeschaffenheit des Objekts und etwaige denkmalpflegerische Aspekte.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Auswahl geeigneter Systeme zur Taubenabwehr ist die Kenntnis über konditionierte Lebens- und Verhaltensgewohnheiten der Tiere.