Auch im Süden verzieht sich die Immobiliensonne

Kärnten
08.07.2024

Von: Redaktion OIZ
Die aktuelle Studie „Wohnbauprojekte in der Pipeline in Kärnten“ prognostiziert für nächstes Jahr nur rund 800 fertiggestellte Wohneinheiten. Das entspricht einem Minus von sechzig Prozent.

Mann in dunkelblauem Anzug
Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Kärnten: „Projekte werden nicht auf Schiene gebracht oder verbleiben in der Warteposition, weil die Nachfrage fehlt.“

Eine Immobilienplattform veröffentlichte vor Kurzem eine Umfrage über die Zufriedenheit der Österreicherinnen und Österreicher mit ihren Nachbarn. Herauskam, dass sich im Bundesländervergleich die Kärntner am besten in ihrer unmittelbaren Nähe lebenden Menschen äußerten. Dort zeigten sich 55 Prozent sehr glücklich mit ihren Nachbarn. Auf diese Umfrage angesprochen, sagt Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Kärnten, lachend: „Das liegt vermutlich am mediterranen Flair und an unserem sonnigen Gemüt.“

Von dieser Umfrage abgesehen gibt es derzeit bezüglich des Immobilienmarkts wenig Grund zum Lachen. Denn laut der von Exploreal im Auftrag des Fachverbands kürzlich publizierten Studie „Wohnbauprojekte in der Pipeline in Kärnten“ brechen im südlichen Bundesland wie in ganz Österreich die Neubauleistung ein.

Abwärtstrend setzt sich 2026 fort

Der Studie zufolge werden in Kärnten heuer rund 2.000 Wohneinheiten fertiggestellt; die meisten in Villach-Stadt. Davon entstehen etwa siebzig Prozent im Eigentum. Absolut betrachtet beträgt die Steigerung von 860 Eigentumswohnungen im Vorjahr auf 1.400 heuer rund 63 Prozent. Die geförderten Mieteinheiten machen in diesem Jahr rund 13 Prozent der Fertigstellungen aus, die freifinanzierten Mietwohnungen circa zwanzig Prozent. So weit, so gut, könnte man meinen. Doch für 2025 prognostiziert Exploreal nur mehr rund 800 finalisierte Wohneinheiten. Das entspricht einem Minus von sechzig Prozent. 2026 setzt sich dieser Abwärtstrend aus heutiger Sicht fort.

Blick auf Villach
Blick auf Villach-Stadt, wo in Kärnten zwischen 2022 und 2024 bezogen auf Wohneinheiten pro tausend Einwohner die höchste Neubauleistung erfolgte.

Perkonig überraschen diese Zahlen nicht: „Die Studie zeigt, was ich während der letzten Monate auf dem Kärntner Markt miterlebte. Projekte werden nicht auf Schiene gebracht oder verbleiben in der Warteposition, weil die Nachfrage fehlt. Die Prognose ist nicht gut. Ich warne vor dem dramatischen Rückgang der Fertigstellungen 2025 und 2025.“ Der Kärntner Fachgruppenobmann gibt weiters zu bedenken, dass oft vergessen wird, dass bei einem größeren Wohnbauprojekt allein die Bauphase im Schnitt zwischen 16 und 24 Monate beträgt. Da seien Planung, Finanzierung, Genehmigungsverfahren, Themen mit Anrainern etc. zeitlich noch nicht inkludiert. Wenn also jetzt Projekte nicht auf Schiene gebracht werden, sei mit Fertigstellungen vielleicht ab 2028 wieder zu rechnen.

Kostenpunkt rund 398.000 Euro

Abschließend zu den Preisen: Eine durchschnittliche Bauträgerwohnung im Angebot kostet in Kärnten aktuell rund 398.000 Euro und somit um 1,4 Prozent mehr als bei der letzten Auswertung vor zwei Jahren, jedoch bei einer um vier Quadratmeter geringeren Größe. Im Vergleich dazu sind für eine Bauträgerwohnung in Wien etwa 430.000 zu berappen.