1. Österreichischer Neubaubericht: positive Trendumkehr
„Die neuen Zahlen zum 1. österreichischen Neubaubericht für das dritte Quartal des heurigen Jahres zeigen eine positive Trendumkehr: Es gibt bei Neubauten, mehr Fertigstellungen sowie auch wieder mehr Nachfrage und Käufer. Kurz: Es bewegt sich wieder etwas“, sagte Michael Pisecky, stellvertretender Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie Fachgruppenobmann in der WK Wien. Er präsentierte am 3. Oktober 2023 gemeinsam mit Johannes Wild, ebenfalls Fachverbandsobmann-Stellvertreter und Fachgruppenobmann in der WK Niederösterreich, sowie Alexander Bosak und Matthias Grosse, den Gründern und Geschäftsführer von Exploreal, die aktuellen Zahlen zum 1. Österreichischen Neubaubericht.
Dafür erstellt Exploreal im Auftrag des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder laufend Auswertungen über Neubau-Wohnbauprojekte. „Mittlerweile machen wir regelmäßige Updates zu allen Bundesländern. Wie wertvoll die Studien sind, zeigt sich in der aktuellen Situation“, so Wild vor dem Hintergrund der aktuell großen Herausforderungen für Wohnbauträger, wie etwa explodierender Baukosten oder dem Mangel an Arbeits- und Fachkräften.
Prognose für heuer nach oben korrigiert
Pisecky weist auf die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der einzelnen Segmente hin: „Diese entwickeln sich durchaus unterschiedlich: Während im Bereich ‚geförderte Miete‘ einige Projekte heuer nicht mehr fertig werden, legen andere Kategorien noch einmal deutlich zu.“
Österreichweit wird die Prognose der Fertigstellungszahlen für heuer mit insgesamt 44.500 Wohneinheiten nach oben korrigiert, und zwar um 800 Wohneinheiten. Dieser Wert liegt dann nur knapp unter dem des Vorjahres. Die Prognosewerte für 2025 und danach konnten ebenfalls nach oben angepasst werden: Demnach ist für 2025 mit 35.900 fertiggestellten neuen Wohneinheiten zu rechnen, das bedeutet ein Plus von 1.100 gegenüber der letzten Prognose.
Nach Bundesländern betrachtet, findet die größte Neubautätigkeit heuer – sowohl absolut als auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl betrachtet – in Wien statt. Prognostiziert sind 17.100 Einheiten. „Das würde sogar etwas mehr Fertigstellungen als im vergangenen Jahr bedeuten, und ein weiteres Rekordfertigstellungsjahr bedeuten“, so Pisecky. Die so genannte Fertigstellungsquote jedoch geht insbesondere aufgrund des Bevölkerungswachstums leicht zurück. Das ist auch in anderen Bundesländern, ausgenommen Kärnten, Niederösterreich und Vorarlberg, der Fall.
Der Markt dreht sich
Nach 2023 könnte sich der Markt jedoch drehen. Ab 2024 werden die Fertigstellungen sinken, für 2025 wird dann mit nur mehr rund 13.800 Einheiten in Wien gerechnet. Auch in Niederösterreich sinkt die Anzahl der Neubau-Fertigstellungen. Wild nennt die Zahlen: „Bei uns ist schon im nächsten Jahr mit einem deutlichen Rückgang um 1.000 Einheiten – nämlich von 7.500 Wohneinheiten auf 6.500 – zu rechnen.“
Auch weil das Angebot heuer noch sehr gut ist, ziehen die Nachfrage bzw. die Kaufabschlüsse wieder an. Pisecky: „Wer Geld hat, der kauft derzeit wieder, denn Neubau wird wohl eher nicht billiger werden.“ Wild sagte dazu: „Weniger Projekte und mehr Nachfrage – das kann nur zu Preissteigerungen führen.“ Pisecky weiter: „Das derzeitige Wohnraumangebot kann sehr schnell wieder in einen Mangel kippen, wenn jetzt nicht gegengesteuert wird. So muss auch die Sanierungsoffensive in Gang gebracht werden. Die Konzepte und notwendigen Maßnahmen dafür liegen vor.“
Plädoyer für raschere Genehmigungen
Pisecky und Wild plädierten weiters für raschere Genehmigungsverfahren, günstigere Finanzierungen, das Aussetzen der Auflagen zur Immobilienfinanzierung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung, kurz KIM-Verordnung) sowie vor allem die Wohnraumschaffung in Städten durch Nachverdichtung. Preisdeckel werden strikt abgelehnt, denn: „Für die Leistbarkeit von Wohnraum ist vor allem auch ein ausreichendes Angebot wichtig. Preisdeckelungen bewirken genau das Gegenteil - das sieht man etwa an Berlin“, so Pisecky und Wild abschließend.