Preisschere zwischen Angebots- und Kaufpreis bei Immobilien

12.04.2016

Die Preisvorstellungen von Immobilienabgebern werden in der Regel nicht erfüllt. Häuser werden dabei oft höher eingepreist als Eigentumswohnungen, zeigt eine neue Studie.

Die Immobilien-Plattform willhaben und IMMOunited, Spezialist für die Analyse von Immobilien-Transaktionen, haben die Angebotspreise von rund 100.000 Wohnungen und Häusern, die im Jahr 2015 angeboten wurden, mit den tatsächlichen Kaufpreisen laut Grundbuch verglichen. Erstmals wurden flächendeckend über alle österreichischen Bezirke die Preisunterschiede zwischen Angebots- und Kaufpreisen von Eigentumswohnungen und Häusern analysiert.

Stellt man die beiden Objektarten – Haus und Eigentumswohnung – gegenüber, so lassen sich große Unterschiede bei der sogenannten Preisschere zwischen Angebots- und Kaufpreis feststellen. Häuser erzielen bundesweit nur sehr selten den ursprünglichen Angebotspreis, während bei Eigentumswohnungen diese Differenz wesentlich geringer ist und somit tatsächlich erzielte Preise mitunter die inserierten Angebotspreise auf willhaben widerspiegeln.
 

Ergebnisse Eigentumswohnungen

Der durchschnittliche Abschlagswert bei Eigentumswohnungen liegt bundesweit bei rund 8,5 Prozent. Ein Blick in die Bundesländer zeigt aber starke regionale Unterschiede. Im Bezirk Landeck in Tirol liegt der tatsächlich erzielte Quadratmeterpreis mit minus 0,6 Prozent praktisch gleich mit dem Angebotspreis. Auch in den Bezirken Gmunden (Oberösterreich) und Feldkirchen (Kärnten) erfolgt die Schlüsselüber­gabe mit nur minus 0,7 Prozent Preisdifferenz zum Angebotspreis. Dieses Phänomen setzt sich beispielsweise auch im oberösterreichischen Bezirk Kirchdorf/Krems fort, wo sich Angebotspreis und Kaufpreis um nur minus 2,3 Prozent unterscheiden.

Die Analyse der Transaktionen von Eigentumswohnungen im Bezirk Salzburg-Umgebung hingegen zeigt, dass Immobilien in diesem Segment fast eins zu eins mit nur minus 0,1 Prozent Abschlag zum Angebotspreis verkauft werden. 
Die größte Preisschere zwischen Angebots- und Verkaufspreis bei Eigentumswohnungen in Österreich findet sich im Bezirk St. Veit an der Glan (Kärnten) mit minus 19,3 Prozent, gefolgt von den Tiroler Bezirken Kufstein und Schwaz mit je minus 18,2 Prozent sowie Innsbruck-Land mit minus 17,4 Prozent. Aber auch im Bezirk Graz-Umgebung (Steiermark) liegt die Differenz bei immerhin minus 17,2 Prozent pro Quadratmeterpreis. In Wien wurde der größte Unterschied zwischen Angebots-und Verkaufspreis im 2. Bezirk (Leopoldstadt) mit minus 17,4 Prozent erhoben. Im ersten Wiener Gemeindebezirk befindet sich übrigens der teuerste ausgeschriebene Quadratmeterpreis Österreichs mit durchschnittlich 9771 Euro. Allerdings wird dieser mit einem Kaufpreis von 8692 Euro/m² (minus elf Prozent) nicht ganz erzielt.
 

Größere Abweichungen bei Häusern

Betrachtet man die prozentuellen Ergebnisse dieser Preisschere bei Häusern, so findet im Burgenland mit einem durchschnittlichen Preisabschlag von minus 19,96 Prozent noch am ehesten eine Annäherung zwischen den Vorstellungen von Verkäufern und Käufern statt.

Größere Abweichung gibt es in Niederösterreich mit minus 25,37 Prozent, wobei hier ein Bezirk das Gesamtergebnis besonders beeinflusst. In Krems an der Donau klafft der Unterschied nämlich zwischen Angebots- und Kaufpreis am weitesten auseinander. Während hier der durchschnittliche Angebotspreis bei 429.629 Euro angesiedelt ist, liegt der Kaufpreis im Schnitt bei nur 220.811 Euro – eine satte Differenz von minus 48,6 Prozent. Im Bundesland Salzburg liegt die Differenz zwischen Angebots-und Verkaufspreis bei rund minus 30 Prozent. Im Bezirk Zell am See ist mit minus 39,4 Prozent die größte Abweichung zwischen durchschnittlichem Angebotspreis (558.125 Euro) und Kaufpreis (338.119 Euro) zu beobachten.

In Tirol gibt es teilweise offensichtlich bessere Voraussetzungen, um Häuser nahe dem Angebotspreis verkaufen zu können. Während die Preisschere in den Bezirken Landeck (minus 11,2 Prozent) und Imst (minus 17,2 Prozent) noch relativ gering ist, so zeigt sich im Bezirk Schwaz (minus 36,8 Prozent) ein völlig anderes Bild. Hier wird eine Haus-Immobilie für einen durchschnittlichen Preis von 548.094 Euro auf willhaben angeboten, aber mit nur durchschnittlich 346.440 Euro im Grundbuch verbüchert.

In der Bundeshauptstadt Wien liegen deutliche Abweichungen in den untersuchten Bezirken vor. Ein Haus im 22. Bezirk (Donaustadt) wechselte 2015 für durchschnittlich 353.696 Euro den Besitzer – das ergibt einen Abschlag von minus 21,4 Prozent zum durchschnittlichen Angebotspreis von 449.993 Euro. Im 14. Bezirk (Penzing) driften Angebots-und Verkaufspreis am weitesten auseinander. Während ein Haus hier mit einem Durchschnittspreis von 643.378 Euro inseriert wird, so beziffert sich der tatsächliche Verkaufspreis auf 342.501 Euro – ein Unterschied von satten minus 46,8 Prozent.

In Kärnten, Bezirk Klagenfurt, muss der Verkäufer durchschnittlich mit einem Minus von 21 Prozent im Vergleich zu seinem Angebotspreis rechnen, während in Bezirk Spittal an der Drau minus 38,4 Prozent in Kauf genommen werden müssen.

Im Bundesland Steiermark ist der Bezirk Deutschlandsberg mit der größten Abweichung von minus 33,8 Prozent zwischen Angebots-und Kaufpreis konfrontiert. In Vorarlberg liegen statistisch verwertbare Daten nur für den Bezirk Feldkirch vor, in welchem die Preisschere bei Häusern durchschnittlich minus 10,2 Prozent beträgt.

Ursachen für die Preisschere

Hohen Abweichungen kann beispielsweise eine überdurchschnittlich große Anzahl teurer Immobilien, die aber nur selten auch tatsächlich verkauft wurden, zugrunde liegen. Sollten diese kostspieligen Objekte ohne Verkaufserfolg wieder vom Markt genommen oder der Verkauf zu einem niedrigeren Preis realisiert werden, öffnet dies die Schere.

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